Was ist Electronic Data Interchange (EDI)?
Definition
Der elektronische Datenaustausch (EDI) ist die Übermittlung von Dokumenten des gleichen elektronischen Formats zwischen zwei Geschäftspartnern. Das einheitliche Format ermöglicht es IT-Systemen, Dokumente zu verstehen und zu verarbeiten, ohne dass ein Mitarbeiter eingreifen muss.
EDI und Automotive 4.0
Die wichtigsten Triebkräfte der Industrie 4.0 sind Geschwindigkeit, Innovationen und die Kommunikation von Maschine zu Maschine. Mit dem Übergang der Automobilbranche zu dieser vierten industriellen Revolution wird EDI zu einem Muss für jeden Akteur in diesem Sektor. Vorbei sind die Zeiten der manuellen Dokumentenübermittlung und der langen Geschäftskommunikation. Heute verlangt die Branche Automatisierung, schnelle Umsätze und Informationen in Echtzeit.
Herausforderungen für den Automobilsektor
Abgesehen von den gesetzlichen Anforderungen herrscht ein starker Zeitdruck, wenn es um die Lieferprognosen geht. Alles muss reibungslos ablaufen – von den Artikel-IDs über die Verpackung bis hin zu den Lieferorten. Darüber hinaus kommen ständig neue Vorschriften hinzu. In der EU wurden zum Beispiel einheitliche Standards für die elektronische Datenübertragung eingeführt. In Deutschland hat dies bereits im November 2020 begonnen, und zwar im Zusammenhang mit den Rechnungen an die öffentliche Verwaltung (B2G).
Die Vorteile von Electronic Data Interchange
Verbesserte und automatisierte Kontrolle
Die zunehmende Komplexität der globalen Lieferketten in der Industrie 4.0 verursacht große Transparenzprobleme für Lieferanten und Hersteller. EDI minimiert diese Probleme, indem es den Informationsaustausch innerhalb der Lieferketten standardisiert und digitalisiert. Alle relevanten Informationen sind in Echtzeit verfügbar, sodass Sie Fehler im Prozess einfach und schnell erkennen und korrigieren können.Größere Genauigkeit
Eine weitere große Herausforderung in der Automobilbranche sind die sich ständig ändernden gesetzlichen Auflagen für Geschäftsdokumente. Das führt nicht nur zu Fehlern, sondern ist auch zeitaufwändig. Mit EDI entfällt der manuelle Prozess im Dokumentationsverfahren und Sie können sicherstellen, dass alle Dokumente den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Dadurch wird das Risiko von Unterbrechungen, die sich möglicherweise auf die Produktionslinien auswirken könnten, erheblich reduziert.Kompatibel mit SAP ERP
Ein EDI-System kann vollständig in das SAP ERP integriert werden. Dadurch werden Geschäftsprozesse gestrafft, da Benutzer aus anderen Abteilungen über EDI-Nachrichten direkt auf relevante Informationen zugreifen können.
Die EDI Software
EDI Software für Automotive
Die Lieferkette im Automobilsektor kann sehr komplex sein. Das liegt daran, dass die Automobilhersteller oder OEMs (Original Equipment Manufacturers) nicht alle Komponenten selbst herstellen. Sie kaufen einzelne Module wie ein Cockpit oder ein Licht-Modul von spezialisierten Zulieferern (Tier 1-Lieferanten). Um diese Module herzustellen, kaufen die Tier 1-Lieferanten Komponenten wie Steuerungseinheiten und Fenster von Komponentenlieferanten (Tier 2-Lieferanten). Die Tier 2-Lieferanten kaufen dann Einzelteile zum Bau dieser Komponenten von Tier 3-Lieferanten.
Auch wenn es in der Theorie einfach erscheint, sind die Grenzen der Zulieferpyramide nicht immer klar. Ein Unternehmen kann zum Beispiel sowohl Tier 1 als auch Tier 2-Lieferant sein, wenn es ein Türsystem sowohl an die OEMs als auch an die Tier 1-Lieferanten verkauft. Diese eng miteinander verknüpften Logistikketten stellen eine Menge Herausforderungen für Produktionsabläufe dar.
Abgesehen von der ständigen Kommunikation zwischen einer Vielzahl von Lieferanten und ihren Unterlieferanten müssen wichtige Informationen korrekt und schnell übermittelt werden. Dies ist besonders wichtig für Just-in-Time- und Just-in-Sequence-Prozesse. Just in Time (JIT) bedeutet, dass Teile oder Materialien kurz vor dem Zeitpunkt, an dem sie für die Montage benötigt werden, an die Hersteller geliefert werden. Das spart Zeit und Lagerbestände, kann aber sehr kostspielig sein, wenn etwas nicht nach Plan läuft.
Just in Sequence (JIS) geht noch einen Schritt weiter als die JIT-Strategien. Dieser Ansatz stellt sicher, dass die Teile zum geplanten Zeitpunkt und in genau der Reihenfolge geliefert werden, die für den Zusammenbau benötigt wird. Dies spart dem OEM viel Zeit und Kosten.
In der komplexen Produktionsumgebung ist eine klare, schnelle und effiziente Kommunikation mit den Lieferanten noch wichtiger. Hier kommt das SAP Add-on EDI exakt ins Spiel. Diese Software ermöglicht eine reibungslose Kommunikation und digitalisierte Übertragung von Dokumenten zwischen verschiedenen Lieferanten. Nachfolgend finden Sie ein Beispiel dafür, wie die EDI-Software in der Automobilindustrie eingesetzt wird:
- Der OEM sendet einen Lieferabruf, um einem Lieferanten seinen Bedarf an einem bestimmten Material mitzuteilen. Neben dem Lieferabruf sendet der OEM auch JIT-Abrufe, in denen die genaue Menge der Materialien, der Zeitraum, in dem sie benötigt werden, sowie das Lieferzeitfenster angegeben werden. Für JIS-Prozesse sendet der OEM zusätzlich JIS-Abrufe, die dem Lieferanten die genaue Lieferreihenfolge mitteilen.
- Sobald die Materialien verpackt sind, schickt der Lieferant dem OEM ein Lieferavis, das alle Informationen über die bevorstehende Produktlieferung enthält.
- Nachdem die Lieferungen eingetroffen sind, benachrichtigt der OEM den Lieferanten mithilfe von Functional Acknowledgements über den Erhalt der Produkte. Diese enthalten eine positive oder negative Bestätigung, je nachdem, ob die Anforderungen erfüllt wurden. Bei einer negativen Bestätigung muss der Lieferant den Fehler beheben und z. B. fehlende Materialien nachsenden.
- Sobald der OEM alle Produkte erhalten hat, stellt er eine Warenempfangsbestätigung an den Lieferanten aus.
- Die Transaktion wird dann mit der Ausstellung von Rechnungen oder Gutschriften abgeschlossen.
Die genannten EDI-Prozesse finden in der Automobilindustrie jedoch nicht ausschließlich zwischen dem OEM und Tier-1-Lieferanten statt. Entlang der Zulieferpyramide sind diese Prozesse zwischen den Lieferanten untereinander ebenso zu finden.
Anbindungen und Schnittstellen
Als SAP Add-on kann EDI exakt direkt in Ihr SAP ERP und die SAP-Systeme Ihrer Geschäftspartner integriert werden. Es läuft auch auf SAP S/4 HANA, das seine In-Memory-SAP-Datenbank nutzt. Dies vereinfacht die Geschäftsprozesse und ermöglicht Analysen in Echtzeit. Darüber hinaus verwendet EDI exakt gängige Standards wie ABAP, Web Dynpro und XSLT. Sie können es auch mit dem ZUGFeRD-Adapter erweitern, der einen noch schnelleren Austausch von Rechnungsdaten ermöglicht.
Standards
Es gibt keine einheitlichen globalen EDI-Standards. Hier unterstützen und pflegen verschiedene Standardisierungsorganisationen viele Standardfamilien. Im Folgenden finden Sie einige davon:
- UN/EDIFACT: Der von den Vereinten Nationen entwickelte UN/EDIFACT-Standard ist einer der meistgenutzten EDI-Standards der Welt. Da der eigentliche Standard sehr breit gefächert ist, haben sich verschiedene Subsets des UN/EDIFACT etabliert und werden in vielen Branchen verwendet.
- ANSI ASC X12: Er wurde vom American National Standard Institute veröffentlicht und ist der am häufigsten verwendete EDI-Standard in Nordamerika. Er wird auch häufig in Branchen wie dem Transportwesen, dem Finanzwesen, dem Versicherungswesen und der Automobilindustrie eingesetzt.
- VDA oder "Verband der deutschen Automobilindustrie": Dieser EDI-Standard wird vor allem in der deutschen Automobil- und Fertigungsindustrie verwendet.
- Odette: Dieser EDI-Standard ist zwar nicht so verbreitet wie die drei oben genannten, wird aber von einer Reihe von Automobilherstellern unterstützt. Er wurde von Odette International Ltd. entwickelt, einer Non-Profit-Organisation verschiedener Automobilverbände und -vereinigungen, darunter GALIA aus Frankreich und VDA aus Deutschland.
09.02.2022